Der HD-610 HSS kommt nicht als Nachfolger des bewährten Jinbei HD-II 600V auf den Markt, sondern ist eine komplette Neuentwicklung vom Hersteller Jinbei. Es wurden viele Kundenwünsche in der Entwicklung berücksichtigt und umgesetzt.
Wer braucht diesen Akku-Blitz?
Gerade Fotografen, die schnell arbeiten müssen, werden den HD-610 HSS zu schätzen wissen. Hochzeits- oder auch Eventfotografen kommen hier voll auf ihre Kosten und werden unter anderem die TTL-Funktionalität und die einfache Bedienung mögen. People- und Portraitfotografen genießen die Freiheit, ihr Blitzlicht dort zu setzen, wo sie es wünschen, unabhängig von einer Stromversorgung. Das öffnet neue Wege und Möglichkeiten und erweitert den kreativen Spielraum ungemein!
Der zweite Einsatzbereich findet sich natürlich im Studio wieder. Denn auch hier glänzt der HD-610 HSS. Gerade die Gruppensteuerung macht sehr viel Spaß, wenn man große Lichtsetups betreibt. Dazu bringt kabelloses Arbeiten auch im Studio extremen Komfort. So hält man Stolperfallen fern und kann sehr agil arbeiten. Für alle, die häufig im Studio arbeiten möchten, wird es bald einen Netzadapter geben, um den Blitz direkt an 230 V zu betreiben. So schont man den Akku und hat einen vollwertigen Studioblitz im Studio und einen mobilen Akku-Blitzkopf on location. In einem Gerät.
Die Neuerungen vom HD-610 HSS definieren die Zielgruppe womöglich neu: Neben den gewohnten und sich als perfekt erwiesenen 600 Ws hat Jinbei den Regelbereich um eine weitere Blendenstufe auf 1/256 erhöht. Das bringt uns offenblendig mit sehr lichtstarken Objektiven noch mal etwas mehr Spielraum. Dazu gesellt sich das nun stärkere LED-Einstelllicht mit ordentlichen 20 Watt Leistung. Um die Zukunftssicherheit zu gewährleisten, sind die neuen Geräte jetzt Firmware-Upgrade-fähig.
Echtes HSS und TTL
Beim HD-610 HSS halten zudem 3 neue Modi Einzug: An erster Stelle ist hier mit Sicherheit das echte HSS zu nennen. Diese Funktion – wie auch der TTL-Mode – ist für Canon- und Nikon-Kameras verfügbar und mit der optional erhältlichen Fernbedienung TR-611 (Canon) und TR-612 (Nikon) zu realisieren. Zu den Fernbedienmöglichkeiten kommen wir später noch ganz gezielt.
Echtes HSS hat seinen Vorteil vor allem in der weiteren Reduzierung des beim Super Sync – mal mehr oder weniger ausgeprägten – Helligkeitsverlaufs. Das liegt einfach daran, dass beim Super Sync die Leistung zum Ende der Belichtung abfällt, während sie beim echten HSS durch die Pulsung des Blitzes nahezu gleich bleibt.
Einige Fotografen standen von daher immer ein wenig auf Kriegsfuß mit dem Super Syncen, was sich jetzt schnell ändern dürfte. Verschlusszeiten von bis zu 1/8.000 s sind also weiterhin möglich und jetzt auch maximal praktisch anwendbar. Wer sich draußen wohl fühlt und hier eines seiner Haupteinsatzgebiete hat, wird hier wirklich glücklich sein, Umgebungslicht – gerade bei offenblendiger Anwendung – durch die Verschlusszeit reduzieren zu können. Ein informatives Video dazu findet ihr übrigens hier von den Kollegen Krolop&Gerst.
Einsatz HSS / SuperSync: ISO 400 – 1/640s – f2,0 – 35mm © Martin Krolop
Das zweite Highlight haben sich vor allem die Fotografen gewünscht, bei denen es oft schnell und trotzdem zielsicher zugehen muss. An vorderster Front sind hier bestimmt die Hochzeits- und Eventfotografen zu nennen, aber natürlich auch reine Hobbyfotografen, die sich um die Blitzeinstellungen nur wenig kümmern wollen, was ja durchaus legitim ist.
Die Blitzbelichtungsmessung via TTL bietet den großen Vorteil, dass ich als Fotograf dem Blitz nicht die Stärke vorgeben muss, sondern die Kamera durch einen Vorblitz die erforderliche Leistung misst und so selbst einstellt. Auf den ersten Blick macht das im Studio wenig Sinn. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Auch hier wird es für viele Fotografen immer schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten. Dazu kommt, dass man auch in Fotostudios oft das Set wechseln kann oder muss. Hier bietet TTL durchaus Vorteile, wenn man nicht zwingend auf eine 100 % gleichbleibende Blitzbelichtung angewiesen ist.
Gerade aber bei Hochzeits- und Eventfotografen spielt TTL immer noch eine sehr wichtige Rolle; exakte Blitzbelichtung, die zudem noch gleich bleibt, ist nicht unbedingt notwendig. Aber die Flexibilität und Schnelligkeit muss hier einfach stimmen. Schnell wechselnde Spots, dazu natürlich immer wieder andere Lichtbedingungen. All das kostet beim manuellen Einstellen des Blitzes wertvolle Zeit. Zudem kann sich der Fotograf mehr auf das Wesentliche konzentrieren, das Motiv! Selbstverständlich gibt es für die Grenzbereiche des TTL eine manuelle Blitzbelichtungskorrektur von +/- 3.0 EV.
Diese beiden Modi (TTL & HSS) genießt man nur mit den passenden Fernbedienungen. Für Canon-Kameras ist das die Jinbei TR-611, für Nikon die TR-612. Zur Einführung sind die weit verbreiteten Modelle in der Firmware eingepflegt, weitere folgen recht zügig und können einfach per USB geupgraded werden.
Einfrieren von Bewegungen
Der letzte neue Modus nennt sich Freeze. Das liegt weniger an der erzielten Temperatur, sondern natürlich an der sehr schnellen Abbrennzeit der Blitzröhre. Dieser Modus wird dann interessant, wenn es darum geht, schnelle Bewegungen im Bild scharf (also ohne Bewegungsunschärfe!) beeindruckend festzuhalten. Der neue HD-610 HSS bringt es so auf bis zu 1/19.000 s, was für die meisten Anwendungen deutlich ausreichend sein sollte und noch einmal zur Flexibilität beitragen wird.
Die Fernbedienungen
Wirklich viele Nutzer des HD-II 600V haben sich hier in der Vergangenheit kritisch geäußert, dass man doch sehr gerne eine Fernbedienung mit Display hätte. Und auch hier hat Jinbei eine Eigenentwicklung hingelegt, in die man sich in kurzer Zeit einarbeiten kann. Die ausgiebigsten Funktionen bieten hier die TR-611/612, mit der man nahezu alle Funktionen des Blitzes aus der Ferne nutzen und ansteuern kann. Dazu gehören auch HSS und TTL. Weiterhin bieten diese Funkauslöser eine Gruppenfunktion, mit der man bis zu 3 Gruppen separat ansteuern kann, was bei aufwendigen Blitz-Setups sehr hilfreich ist.
Auf dem beleuchteten Display haben wir die Möglichkeit, alle von uns vorgenommenen Einstellungen abzulesen und schnell anzupassen. Von der Mehrfachbelegung der einzelnen Tasten hat Jinbei Abstand genommen, um den Bedienkomfort weiter zu erhöhen. Drei Gruppentasten an der Seite der Auslösers und 6 Tasten neben dem Display, lassen uns nach kurzer Zeit recht schnell durch die Menüpunkte springen und ermöglichen so produktives und einfaches Arbeiten.
Dazu bietet der neue HD-610 HSS auch die Abwärtskompatibilität zur Jinbei TRS und TRS-V Fernbedienung. Hierzu wird einfach in Menü 1 das entsprechende Fernauslöser-Modell gewählt. Möchte man hingegen beide Blitze kombinieren und die Gruppensteuerung des HD-610er nicht verlieren, setzt man einfach seine TRS-V auf die TR-611/612 und kann somit den alten und neuen Blitz bequem regulieren und auslösen. Mit der optional erhältlichen Jinbei TR-A6 kann man den HD-610 HSS, aber auch die MSN-II, DC-II und EF-150/200 steuern.
Im Menü 1 kann u.a. der passende Funkauslöser gewählt werden
Um den HD-610 HSS mit Funkauslösern von Fremdherstellern zu zünden, schließt man diese wie gewohnt über den Klinkenanschluss an der Unterseite des Geräts an. Funkauslöser von Fremdherstellern können den internen Empfänger im HD-610 HSS nicht ansprechen, daher wird wie gewöhnlich ein Empfänger mit dem Blitzkopf verbunden, der Sender sitzt auf der Kamera und überträgt das Auslösesignal.
Der 3,5mm Klinkenanschluss an der Unterseite.
Display und Menüs
Das neue Display besticht durch seine Größe und die wirklich gute Ablesbarkeit auch aus der Ferne. Dazu kommt die klare Struktur. Man weiß zu jeder Zeit, in welchem Menü man sich befindet und welche Einstellungen man vorgenommen hat.
Im Groben besteht die Steuerung aus 3 Menüs. Das erste Menü übernimmt die Möglichkeit den Mode M oder TTL auszuwählen. Hier kann man zudem wählen, in welchem Modus der Blitz arbeiten soll: Normal (Sync-Zeiten bis 1/250 s), HSS oder im Freeze-Mode. Dazu können wir in diesem Menü den Funkauslöser auswählen, mit dem wir den Blitz bedienen wollen, welcher Auslöser also den internen Empfänger ansprechen soll.
Menü 2 bietet sehr übersichtlich die Kanalsteuerung und Gruppenfunktion. Über das dritte Menü können wir letztlich noch Features wie das Bereitschaftsignal, die Fotozelle und das Einstelllicht an- und ausschalten.
Jede Funktion, die ein Hoch- oder Runterregulieren vorhält, ist über das große Einstellrad zu bedienen. Dazu kommt nur noch eine separate Taste für Testauslösungen und der ON-/OFF-Button.
Akku
Der ebenfalls neue Akku bietet bereits nach dreimaligem Aufladen seine gesamte Kapazität. Dabei hält er dann bis zu 400 Auslösungen bei voller Leistung durch und entsprechend mehr, bei reduzierter Leistung. Schön: An der Unterseite des Akkus befindet sich nun eine LED-Indikationsanzeige für den Ladezustand.
Technische Daten:
- Leitzahl: 80
- Leistung: 600 Ws
- Leistungsregelung: M: 1/1 – 1/256 (9 Blenden), HSS: 1/1 – 1/32, TTL: ± 3.0 EV; ganze Blenden oder in 1/10-Schritten
- Betriebsmodi: TTL, M, Freeze, HSS
- Abbrennzeit (t 0,5): Normal: 1/800 – 1/8000 s; Freeze: 1/800 – 1/19.000 s
- Blitzladezeit: 2,3 s
- Farbtemperatur: Normal: 5500 K ± 200 K; Freeze: 5500 K ± 800 K
- Einstelllicht: 20 W / LED
- Einstelllicht-Regulierung: an / aus, proportional, unabhängig
- Funkempfänger: integriert, 2,4 GHz, 16 Kanäle
- Blitzauslösung: Funk, Infrarot, Stroboskop, Synchronkabel (3,5 mm Mini Klinke), Testblitzauslöser, Slave-Modus
- Akku: Lithium-Polymer, 6600 mAh, mit Ladezustandsanzeige
- Anzahl der Auslösungen bei maximaler Leistung: 400
- Kühlung: Lüfter, Überhitzungsschutz
- Weitere Ausstattung: beleuchtetes LCD-Display, Bereitschaftsanzeige (akustisch, optisch), Überhitzungswarnung OH, Akkuzustandsanzeige, Energiesparschaltung (Sleep-Modus), mini USB-Anschluss, Bowens S-type Schnellwechsel-Bajonett; Metall-Blitzneiger mit Schirmhalterung und Stativbefestigung (5/8″), Tragegriff
- Maße: 35,5 x 11,7 x 19,5 cm (L x B x H)
- Gewicht: 3,0 kg
Preis / Leistung
Man sieht auf den ersten Blick, dass die Leistung in allen Belangen absolut ausreichend ist und auch was die Qualität betrifft, hat sich Jinbei wieder einmal gesteigert. Zu dem angebotenen Preis bekommen wir einen Blitz, der in jedem Bereich oben mitspielt, eine einfache Bedienung aufweist und so gut wie alle Bereiche der Fotografie abdecken kann. Dazu kommt das gänzlich kabellose Arbeiten, was uns den Arbeitsalltag wirklich versüßt und deutlich erleichtert.
Gerade bei neuen Produkten kommen eine Vielzahl von Fragen auf. Einige sind bestimmt schon durch diesen Beitrag beantwortet worden. Brennt euch aber noch was auf der Seele, habt ihr noch spezielle Fragen, dann kommentiert gerne diesen Beitrag oder wendet euch direkt an unseren Support, der euch auch mit Freude weiterhelfen wird.
Vielen Dank an Krolop & Gerst, die uns hier einige Fotos zur Verfügung gestellt haben!