Die Streetfotografie ist so alt wie die Fotografie selbst, denn schon seit jeher treibt Fotografen der Gedanke um, den einen, perfekten Moment auf der Straße einzufangen. So alt wie die Streetfotografie ist, so vielfältig ist sie auch. Getragen von intensiven Kontrasten, flüchtigen Momenten, extremen Weitwinkelobjektiven oder leuchtenden Farben gibt es unzählige Möglichkeiten, um der Straßenfotografie seinen persönlichen Stempel aufzudrücken.
Der Reiz, aber auch die Schwierigkeit in der Straßenfotografie liegt darin, in einem einzelnen Bild eine Geschichte zu erzählen. Erreichbar ist das durch verschiedene Herangehensweisen, sodass es kein richtig oder falsch gibt. Dennoch haben sich besonders durch Streetfotografie-Legenden wie Henri Cartier-Bresson, Vivian Maier und auch Bruce Gilden gewisse Regeln durchgesetzt, die sowohl dem Anfänger als auch dem Foto-Profi auf dem Weg zum Einfangen des "perfekten Moments" helfen.
Regel Nummer 1: Weniger ist mehr
Der Streetfotograf möchte unerkannt bleiben und auf keinen Fall wegen seiner Kamera, seiner umfangreichen Ausrüstung oder wegen einer langen, professionellen Brennweite sofort auffallen. Die wirklich großen Namen der Straßenfotografie zeichneten sich schon immer durch die Verwendung einer einzelnen Brennweite aus. Das bringt etliche Vorteile mit sich. Zum einen fällt eine 28er-, 35er- oder 50er-Brennweite, es handelt sich hierbei um die beliebtesten Varianten, nicht sonderlich ins Gewicht und auffällig ist sie auch nicht, zum anderen stellt sich mit der Verwendung einer einzelnen Brennweite relativ schnell ein eigener, durchgehender Stil ein. Wer seine Kamera kennt, der kann aufgrund der gesammelten Erfahrungen sogar ohne Blick durch den Sucher ein Bild, gewissermaßen aus der Hüfte, komponieren.
Regel Nummer 2: Ausschuss ist ein wichtiger Bestandteil der Straßenfotografie
Bei der Straßenfotografie zeigen sich sämtliche Vorteile der Digitalfotografie. Tat es früher aufgrund der Preise des Films noch mehr weh, wenn ein Bild nicht den Vorstellungen entsprach, so kostet heute die einzelne Aufnahme nichts mehr. Manchmal ergibt sich erst beim genauen Durchsehen der Bilder, welche Schätze während des sorgenfreien Fotografierens auf den Straßen gehoben wurden. Einfach drauflos fotografieren, in der Straßenfotografie ist das vollkommen in Ordnung, denn erst mit der Praxis und der Regelmäßigkeit lernt der Fotograf mehr über seinen Stil und seine eigene Art des Fotografierens.
Regel Nummer 3: Persönlichkeitsrechte wahren und ein Nein akzeptieren
Nicht alle Straßenfotografen bekleckern sich mit Ruhm, wenn sie auf der Jagd nach interessanten Porträts sind. Der Respekt muss allerdings immer an erster Stelle stehen. Bevor Menschen ohne Warnung „abgelichtet“ werden, sollte man sich immer die Zeit nehmen und freundlich fragen, ob ein Bild gemacht werden darf. Ein „Nein“ muss dabei immer respektiert werden.
Regel Nummer 4: Die Regeln der Komposition über Bord werfen
Immer nur nach dem gleichen Schema vorgehen - das geht bei der Straßenfotografie nicht. Die Geschichte, die mittels eines Bildes erzählt werden soll, kann in bestimmten Situationen nur rübergebracht werden, wenn so manche kompositorische Regel über Bord geworfen wird. Besonders nah ran, aus der Froschperspektive, verschwommen, mit Blitz oder ohne – erlaubt ist alles, was zu guten Ergebnissen führt.
Regel Nummer 5: Die Straße als Bühne
Fotografen entdecken oftmals interessante Orte und bringen dennoch keine brauchbaren Bilder davon nach Hause. Viel zu oft liegt das tatsächlich an der fehlenden Geduld. Ist der Ort gut oder fällt das Licht im perfekten Winkel auf eine Hausecke, einen Durchgang oder eine Kreuzung, dann lohnt es sich zu warten, bis die richtige Person oder das passende Auto in die Szene kommen. Die Straße darf sich wie eine Bühne vorgestellt werden - was fehlt noch, um das Bild zu vollenden?
Regel Nummer 6: Die eigene Kamera kennen
Eine Blende zwischen 5,6 und 8,00 bietet sich an, um Personen und Objekte ausreichend scharf abzubilden. Passend dazu und zum vorhandenen Licht sollte eine Verschlusszeit gewählt werden, die verwackelte Bilder verhindert. Zu empfehlen sind Zeiten von 1/250 Sekunden oder sogar darunter.
Bei kaum einer anderen Art der Fotografie stellen sich die Erfolge so schnell ein wie bei der Streetfotografie. Immer wieder zur Kamera greifen, diese automatisch zu jedem Spaziergang mitzunehmen – das ist die beste Möglichkeit, um täglich zu üben, wie sich Szenen lesen und in starke Bilder umsetzen lassen.
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